Erlangen-Höchstadt Kommunales Pressemitteilung

Mitteilung zum TV-Beitrag „Sektenkinder – Zum Dienen geboren“

In der Ausstrahlung vom 25.10.2012 dokumentierte der WDR in der Reihe „Menschen hautnah“ unter dem Titel „Sektenkinder – Zum Dienen geboren“ das Leben einer Familie in Lonnerstadt im Landkreis Erlangen-Höchstadt, welche sich der Sekte „Weltdiener“ verschrieben hat.

Schwerpunkt dieser Sendung waren dabei die Kinder, die unter den dogmatischen Einflüssen zu leiden haben. Ihre Welt ist geprägt von Entbehrungen. Dies beginnt damit, dass es für sie kein Spielzeug gibt.
An dessen Stelle tritt die Meditation. Auch Lebensmittel sind so rar, dass es für die Kinder wichtig ist, über die Schule oder über Fremde weitere Verpflegung zu bekommen. Besonders hervorzuheben ist jedoch, dass die Sektenmitglieder keine Krankenversicherung besitzen und daher auch keine Ärzte besuchen. In ihrer Vorstellung ist alles vorherbestimmt, daher bräutchen sie sich nicht vor Unfällen und Erkrankungen zu schützen, schließlich ließen sich diese durch Meditation heilen.

Obwohl bereits vor zehn Jahren drei jugendliche Geschwister aus diesem Haus geflüchtet sind – unter ihnen ein damals 15-Jähriger, der mangels Medikamenten fast ums Leben gekommen wäre und bleibende Schäden davongetragen hat –, befindet das Jugendamt, es habe „zu keinem Zeitpunkt eine Rechtfertigung für eingreifende Maßnahmen gegeben“.

Dazu Markus Herrmann, Direktkandidat der Piraten für den Landkreis Erlangen-Höchstadt:

„Wir müssen wohl tolerieren, dass den Eltern die Verantwortung über die Fürsorge für ihre Kinder obliegt, auch wenn wir die Erziehungsmethoden und die dazugehörenden Lebensabläufe vollkommen ablehnen. Dagegen ist es nicht akzeptabel, wenn, wie in diesem Fall bereits dokumentiert wurde, die Gesundheit der Kinder bis hin zu lebensgefährlichen Erkrankungen gefährdet wurde. Toleranz bedeutet nicht, die Augen zu verschließen. Die  Grundrechte der Kinder stehen unserer Überzeugung nach über den religiösen Vorstellungen der Erwachsenen.

Dies im Besonderem, da jetzt wieder Kindern ärztliche Hilfe vorenthalten wird. Das Jugendamt ist hier zusammen mit den Gesundheitsbehörden in der Pflicht, über die Gesundheit der Kinder zu wachen, im Ernstfall auch gegen die Einwilligung der Eltern. Die Gesellschaft darf nicht durch Wegsehen die Gesundheit der Kinder gefährden, die mitten unter uns leben.“

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