Erlangen Kommunales

Sinn der Handballhalle?

Die Handballhalle, jetzt euphemistisch „Bürger-Begegnungs- und Gesundheitszentrum“ (BBGZ) genannt, wurde noch vom ehemaligen Oberbürgermeister Balleis geplant. Damals war auch der jetzige Oberbürgermeister Janik noch sehr skeptisch. Doch warum ist Herr Janik auf einmal ein glühender Befürworter des teuren Projekts? Gibt es hier einen Artikel als Quelle?

Die aktuelle Situation stellt sich wie folgt dar:

Standort
Den alternativen Standort Großparkplatz lehnt Dr. Janik ab wegen der fehlenden Nähe zu den Schulen, damit die Schüler nicht mit dem Bus durch die halbe Stadt fahren müssen. Dabei ist der geplante Standort auf dem Festplatz beim Röthelheimbad kaum besser. Die einzige Schule in direkter Nähe ist das Fridericianum. Diese hat aber keinen Bedarf angemeldet. Als Begründung für die Handballhalle werden die Bedarfe des Ohm- und Marie-Therese-Gymnasiums (MTG), der Franconian International School (FIS) und der Montessori-Schule genannt.

Aber wie sollen deren Schüler hinkommen? MTG und FIS sind zu Fuß ca. 20 Minuten  entfernt, die Montessori-Schule fast 30 Minuten. Hin und zurück sind das etwa eine Schulstunde. Oder soll ein Busverkehr eingerichtet werden? Ist das die Lösung? Teure Shuttle-Busse, die den ganzen Tag Schüler durch die Gegend fahren?

Finanzierung
Die Finanzierung stand von Anfang an auf tönernen Füßen und wurde durch Best-Case-Szenarien schön gerechnet. Die FIS war irritiert, als sie von einer Beteiligung in Höhe von 2,6 Millionen erfuhr. Auch der Förderbeitrag des Landes in Höhe von 7 Millionen war wohl nur Wunschdenken; Innenminister Joachim Herrmann: „Von sieben Millionen Euro war nie die Rede.“
Der Kämmerer Konrad Beugel hält die Halle nicht für finanzierbar. Und die Antwort der Politik darauf? Bürgermeisterin Preuß (FDP) meint: „Der Kämmerer habe seine Sichtweise genannt, es entscheide aber die Politik. Und die Koalition sage ganz eindeutig: Die Halle wird gebaut. Frei nach Pippi Langstrumpf „Ich mach die Welt, wie sie mir gefällt.“
Selbst Lars Kittel (FDP) hält die Handballhalle zumindest 2016 nicht für finanzierbar.

Alternative für den Schulsport und den Vereinssport:
Schulsporthallen gehören an den Schulstandort. Deshalb müssen die vorhandenen Schulsporthallen bei Bedarf renoviert, fehlende Hallen neu gebaut werden. Für den Vereinssport werden bereits jetzt Schulsporthallen genutzt; hier ist zu prüfen, ob hier die Zusammenarbeit auch in Bezug auf die Finazierung optimiert werden kann.

Alternative für den HCE:
Wenn für den Handballsport eine Halle gebaut werden soll, die insbesondere für die Bundesligaspiele des HC taugt, werden auch mehr Zuschauerplätze benötigt als in der auf dem Festplatz geplanten Handballhalle mit einer Kapazität von ca. 3.200 Plätzen. Die Arena Nürnberger Versicherungen war in der letzten Handballsaison mit 8.308 Zuschauern auch das eine oder andere Mal ausverkauft. Dementsprechend besteht sogar die Notwendigkeit, die Kapazität an Zuschauerplätzen deutlich zu erhöhen. Außerdem muss diese Halle verkehrsgünstiger liegen, wie bspw. auf dem Großparkplatz. Dieser Standort ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit PKW und Bussen optimal erreichbar. Oder man integriert ein solches Objekt in den „Siemens Campus“, und zwar konkret in das Gebiet zwischen S-Bahn-Trasse und Günther Scharowski Strasse. Sowohl die gute Anbindung an den ÖPNV als auch die an arbeitsfreien Tagen umfangreiche Zahl von Parkplätze sprechen für eine solche Variante.

Damit die Investition in eine solche Arena sich rechnet, müssen dort auch andere größere Veranstaltungen möglich sein. Da die Heinrich-Lades-Halle mit einer Kapazität von ca. 1.250 Personen derzeit nicht für alle größeren Veranstaltungen geeignet ist, sollte man derartige Nutzungsmöglichkeiten bei der Planung berücksichtigen. Natürlich sollte auch der Vereinssport in Erlangen an der Ausnutzung der Halle beteiligt werden.

Insgesamt erfordert ein solches Projekt eine durchdachte Planung und eine solide Finanzierung, welche zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben scheint. Ebenfalls sollten die Erlanger Bürger aktiv und dauerhaft in einen derartigen Planungsprozess eingebunden werden. Zum einem um ein für jedermann transparentes Verfahren zu bieten und zum anderen um frühestmöglich auch die tatsächlichen Belange der Bürger ernst zu nehmen. Eine punktuelle und nur an Informationsveranstaltungen stattfindende Bürgereinbindung reicht für solch ein großes Bauprojekt nicht aus.

Quellenangaben
(1) http://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangen-neues-konzept-fur-geplante-vierfach-turnhalle-1.4663554
(2) http://www.nordbayern.de/region/erlangen/geplante-sporthalle-erlanger-koalition-muss-sich-bekennen-1.4701168
(3) http://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangen-ob-wirbt-um-die-gunst-der-fis-1.4737161
(4) http://www.nordbayern.de/region/erlangen/stadt-erlangen-laufen-bei-hallen-projekt-die-partner-davon-1.4735384
(5) http://www.nordbayern.de/region/erlangen/innenminister-korrigiert-zahlen-zum-erlanger-hallen-projekt-1.4746828?cid=19.381226
(6) http://www.hc-erlangen.de/no_cache/bundesliga/aktuelles/news/news/article/hc-erlangen-gegen-thw-kiel-arena-ist-ausverkauft.html
(7) https://en.wikipedia.org/wiki/Heinrich-Lades-Halle
(8) http://www.nordbayern.de/region/erlangen/multifunktionshalle-in-erlangen-muss-warten-1.4797522