Die derzeitige Diskussion zur StUB wird immer mehr zum Wahlk(r)ampf und nervt.
Die Positionen sehen so für mich so aus:
PRO StUB:
- mit der StUB werden alle Verkehrsprobleme gelöst; im Osten kann ja in 20 Jahren vielleicht eine weitere Linie gebaut werden.
- die StUB kostet nur 6,35€, wenn man sie auf Monat und Einwohner und 10 Jahre rechnet
- die derzeit geplante Streckenführung ist optimal; egal wie der Siemens-Campus oder die Uni angebunden sind
- 90% der Kosten sind Fördergelder, die vom Himmel fallen
CONTRA StUB:
- es gibt ganz tolle Alternativen wie den e-BRT; warum eigentlich hatte die CSU diese Alternativen nicht auch nur erwähnt, als sie die Mehrheit hatte?
- Herr Krieger: Es soll sich einfach nichts ändern
- CSU: der ÖPNV ist völlig egal, aber man ist beleidigt, dass man nicht mehr die Mehrheit hat und will der neuen Mehrheit eins auswischen
Egal, wie der Bürgerentscheid ausgeht, der ÖPNV ist der Verlierer:
Wird die StUB abgelehnt, ist die Rathausmehrheit verwirrt und tut erst mal gar nichts mehr.
Wird die StUB angenommen, wird sie genau so wie geplant gebaut und die restlichen Verkehrsprobleme im Norden und Osten bleiben ungelöst.
Deshalb wünsche ich mir eine dritte Alternative:
Der ÖPNV soll einfach besser werden und dazu sollen alle Verkehrsmittel untersucht werden, auch in Kombination:
- Busspuren und Ampel-Vorrangschaltung
- grenzüberschreitende Linienplanung; z.B. ein Bus von Herzogenaurach über die Paul-Gossen-Strasse (S-Bahn), Am Wegfeld (Straßenbahn), Flughafen (Flugzeug, U-Bahn), dann sind auch die Herzogenauracher zufrieden, dass sie ohne Umsteigen zum Flughafen kommen
- Bus Rapid Transit (Diesel, Erdgas, Elektro)
- verschiedene Streckenführungen für eine StUB
- attraktiverer Fahrradverkehr, z.B. mehr Abstellplätze in der Innenstadt
Ich kann nur hoffen, dass der Engel Aloisius dem Stadtrat unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheids doch noch die göttliche Eingebung übermittelt.
Ich fürchte es kommt schlimmer und noch nerviger:
Angenommen der Bürgerentscheid läßt die StUB-Planung zu, bedeutet dies keineswegs das die Gegner der StUB nachgeben werden.
Sie werden im Verlauf der nächsten Jahre jedes Ergebnis, jede Berechnung mit Argusaugen beobachten und kommentieren. Das allein wird die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten dauerhaft belasten.
Wenn die Planung wie im Intraplan-Konzept 3 Jahre dauern wird, bedeutet dies zudem noch etwas: Die StUB wird beherrschendes Thema der nächsten Kommunalwahl.
Es sei denn, die SPD und die CSU gehen vorher in der Stadt eine große Koalition ein. Aber auch dann ist es fraglich, ob es eine richtig große Wahlschlacht zur Kommunalwahl in der Sache verhindern wird.
Wer jetzt schon genervt ist, wird in 3 Jahren noch schlimmer dran sein…
Meines Erachtens ist vor allem eines richtig:
Es gibt mit Sicherheit bessere und sinnvollere Alternativen für die Verbesserung des ÖPNV in Erlangen und Umgebung. Nur werden diese heute aus einem konkreten Prinzip nicht in Betracht gezogen – es gibt aktuell keine Fördergelder von Bund oder Land für solche klugen Konzepte. Denn anstatt eine optimale Kombination aus vielen Arten von Verkehrsmitteln zu entwickeln und fördern wird nur die Schiene gefördert – und wenn ich es richtig verstanden habe nur die Strecken, die nicht auf der Starsse verlaufen.
An dieser Stelle möchte ich ein paar Argumente für die Verschiedenen Verkehrsmittel in die Diskussion werfen, vielleicht sind diese nicht allen Lesern bewusst.
1.) Es heißt immer, eine Strassenbahn ist schneller und effizienter – warum:
– Man braucht für 3-4 Waggons nru einen Triebwagen und nur einen Fahrer, mit Bussen wäre für die gleiche Kapazität dreimal soviel Antriebe und Personal notwendig. Aber: Die hohe Kapazität wird nur in den Stoßzeiten benötigt. Ausserdem sollte man auch mal überlegen, ob es Sinn macht ständig Personal einzusparen und Arbeitsplätze – in diesem Fall für Busfahrer – zu vernichten.
– Schienenfahrzeuge kommen immer zügig voran, weil selbst die kühnsten Verkersrowdies davor zurückschreckem verkehrsbehindernd auf den Gleisen zu parken. Aber auch Fußgänger und Radfahrer scheuen den Weg über die Gleise, wenn ein Zug naht, eine rote Ampel hingegen schreckt da weniger ab. D.h. aber: auch Mehr Disziplin und Ordnung im Straßenverkehr würde Staus reduzieren und auch die Busse schneller machen. Der Bau einer Schiene ist die Kapitulation vor dem Anspruch einer vernünftigen Nutzung von Strassen.
– Eine Schienentrasse benötigt weniger Platz, weil man keinen Spielraum in Bezug auf das variable Lenkverhalten eines Busfahrers braucht. Allerdings erwartet man von einem Busfahrer auch, dass er Hindernissen (egal ob Mensch, Tier oder Sperrmüll) ausweicht, die von einem H´Bahnfahrzeug gnadenlos zur Seite geschoben werden darf.
– Wem ist eigentlich bekannt, dass man Ladezeiten von Elektrobussen auf ein Minimum reduzieren kann, wenn man die Fahrzeuge mit Wechselakkus ausrüstet, die an bestimmen Station (z.B. Endstation) gewechselt und geladen werden, während der Bus kontinuierlich im Betrieb ist. Im modernen China ist dieses System längst etabliert und sicher erfolgreich.
– Ebenso ebenso erscheinen mir Argumente zweifelhaft, die besagen, dass Elektro- oder Gas-Busse Wartungsintensiver sind als Schienenfahrzeuge. Vor alle wenn man die Kosten für Bau und Unterhlat der Schienentrassen berücksichtigt.
– Es heißt so beschönigend, dass der Bau nur €6,- pro Erlanger Bürger und Monat kosten. Ist eigentlich ganz schön viel, wenn man bedenkt dass trotzdem kein Bürger kostenlos damit fahren kann. Und wenn man die sicher zu niedrig geschätzten Gesamtkosten auf die Erlanger Bürger umrechnet kommt man nach Adam Riese auf mehr als €30,- pro Person. Eine vierköpfige Familie wird also effektiv -wenn auch auf Umwegen – pro Monat mit mehr als €120,- zur Kasse gebeten. Ich vermute, die Gegner im Landkreis haben genauer nachgerechnet und berücksichtigt, dass auch die Zuschüsse von Bund und Land am Ende von uns abkassiert werden. Mangelnde Transparenz unsere Subventionspolitik ist leider oft ein hilfreiches Mittel, dem Bürger glaubhaft zu machen, dass andere den Kuchen bezahlen. Leider ist das Gegenteil der Fall. Meist sind es andere die dann den Kuchen aufessen.
– Im Fall der StUB sind es die Nürnberger und Herzogenauracher, die sich ins Fäustchen lachen. Denn die Einwohner Erlangens haben kaum einen Nutzen von der StUB, unter der Belastung durch Baustellen und dem Verbrauch von Grünflächen werden sie dagegen leiden.
– Da fällt mir noch ein positiver Effekt der StUB ein: Wer in zehn Jahren noch in Erlangen arbeiten oder studieren muss, hat dann bessere Möglichkeiten seinen Wohnsitz ins günstigere Nürnberg zu verlegen. Ein Umzug nach Herzogenaurach erscheint mir angesichts der dortigen Wohnkosten weniger attraktiv. Es wäre doch unsinnig, noch in Erlangen zu wohnen, wenn ´man zügig mit der StUB zur Arbeit fahren kann, in Nürnberg weniger Miete bezahlt und gleichzeitig von der Subvention der StUB über die Stadtkasse befreit ist.
– Und wenn die Gewerbesteuer zur Finanzierung der StUB exorbitant angehoben wird, wandern die Arbeitgeber als erstes ab. Aber kein Problem und think positive: Die Erlanger können dann ja mit der StUB nach Nürnberg oder Herzogenaurach fahren.
– Aber ich möchte nicht zu hypothetisch werden und die Gedanken auf eine einfache Logik reduzieren. Ist es vernünftig in schnellebigen Zeiten wie heute derart hohe Summen in ein Projekt zu investieren, dessen Nutzen und Kosten angesichts der langen Bauzeit und der vielen unsicheren Rahmenbedingungen schwer einschätzbar sind? Oder wäre es nicht klug, lieber kleine und modular realisierbare Verbesserungsprojekte ins Auge zu fassen, und Lösungen zu nutzen, die sich flexibel an neue Gegebenheiten anpassen lassen.
– Um etwas Humor in die ernste Angelegenheit zu bringen, erlaube ich mir die Idee, dass wir uns in 10 Jahren mittels Drohnen fortbewegen können, und der ÖPNV nür noch von Bürgern genutzt wird, die nicht schwindelfrei sind.
Nix für Ungut !